Umfrage Digitalverband Bitkom 2015

Autonomes Fahrzeug: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?

„Fahr doch, es wird nicht grüner“, „Bitte etwas langsamer. Hier sind nur 50 Km/h erlaubt“ oder „Nicht so schnell um die Kurve!“ – solche Sätze müssen sich Fahrer oft von Beifahrern anhören.

Grundsätzlich geben Autofahrer nicht gerne die Kontrolle über das Fahrzeug ab - weder an ihre Mitmenschen, noch an die Technik. Letzteres hat eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom von 2015 ergeben. 

Keine Schweißausbrüche mehr beim Ein- und Ausparken, automatisch in der Spur bleiben oder in Gefahrensituationen rechtzeitig abbremsen – ein autonomes Fahrzeug ermöglicht Autofahrern diesen Komfort und sorgt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Hört sich entspannt an. Doch würden Sie Ihr Leben in die Hand der Technik geben? Das wollte Bitkom wissen.

Die Ergebnisse der Umfrage wurden auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) präsentiert. Inhalt dieser Umfrage waren folgende zwei Fragen:

  • Würden Sie ein autonomes Fahrzeug kaufen?
  • Wann würden Sie die Kontrolle über Ihr Fahrzeug abgeben?*  

Die Ergebnisse sind erstaunlich – oder etwa doch nicht?

Es ist bekannt, dass Autofahrern Komfort sehr wichtig ist. Umso erstaunlicher ist das Ergebnis der Umfrage, denn nur 37% der Befragten wären momentan bereit, sich ein Auto zu kaufen, das selbstständig fährt. Mehr als die Hälfte (61%) sind noch nicht davon überzeugt und würden keinen Kauf eingehen. 3% sind sich in der Hinsicht noch unsicher.

Dabei ist die technologische Entwicklung weit fortgeschritten. Viele Neuwagen werden bereits serienmäßig mit Assistenzsystemen (Brems- oder Spurhalteassistenten) ausgeliefert. Sind Autofahrer also doch bereit, ihrem Auto zu vertrauen?

Wie sich Autofahrer die Nutzung eines autonomen Fahrzeugs vorstellen

Die Umfrage zeigt, dass die Bereitschaft zur Nutzung von autonomen Fahrzeugen situationsabhängig ist. 63% der Befragten sind bereit, das Parken dem Fahrzeug zu überlassen.

45% würden im Stau auf der Autobahn den Autopiloten anschalten. Während der Fahrt auf der Autobahn sieht das wieder anders aus. Dabei würden nur 15% die Kontrolle über das Fahrzeug abgeben. Noch weniger sind es im Stadtverkehr. Hier würden nur 7% der Technik vertrauen.

27% der Befragten gaben an, dass sie das Steuer lieber selbst in der Hand haben und die Kontrolle über das Fahrzeug nicht abgeben würden.

Viele rechtliche Fragen

Eine weitere Umfrage von Bitkom unter Geschäftsführern bzw. Vorstandsmitglieder von Unternehmen der Automobilbranche ergab, das jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) erwartet, dass sich selbstfahrende Autos bereits in 15 Jahren in der Breite durchgesetzt haben. Experten und Autofahrer sind sich einig, ein großes Hemmnis ist die derzeit noch fehlende Regulierung von Haftungsfragen zum autonomen Fahren. Bleibt also abzuwarten, ob die Autofahrer gegenüber dieser Innovationen skeptisch bleiben oder sich das selbstfahrende Auto tatsächlich schon bald durchsetzen wird.

Was muss sich noch tun? 

Die Forschung zum autonomen Fahren ist weit entwickelt und in den kommenden Jahren wird es noch große Fortschritte auf diesem Gebiet geben. Klar ist, dass die Technik schon jetzt so ausgereift ist, dass sie den Sicherheitsfaktor im Verkehr verstärkt. Abzuwarten bleibt, wie sich die rechtliche Lage und die Frage „Wer haftet bei einem Unfall?“ diesbezüglich entwickeln. Auch der psychologische Aspekt muss noch ausreifen. Ohne Vertrauen in die Technik, nützen die spektakulärsten autonomen Fahrzeuge nichts. Doch Erfahrungen haben gezeigt, dass sich mit höchster Wahrscheinlichkeit auch das ergeben wird. Das Ergebnis der Umfrage wird in 10-15 Jahren sicher anders ausfallen – und das zu Gunsten der Technik.

 

Die Grafik steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.

Zur Umfrage über autonome Fahrzeuge: 

Befragte Personen: 1010 ab 18 Jahren (773 mit Führerschein)
*Mehrfachnennung möglich

Artikel vom 24.02.2016 aus der Kategorie: Forschung und Produktentwicklung Quelle: bitkom.org | mein-autolexikon.de

EMPFEHLUNGEN

Forschung und Produktentwicklung
Zum Artikel
Forschung und Produktentwicklung
Zum Artikel
Forschung und Produktentwicklung
Zum Artikel